Unser Kurztrip nach Frankfurt
Freitag, 20.05.2016
Heute hat mein Wecker schon um 6 Uhr in der Früh geklingelt. Meine Nacht war nicht besonders lang, dementsprechend müde bin ich gerade, als ich den Eintrag verfasse!
Nein, mich hat nicht etwa aus heiterem Himmel das Lateinlernfieber gepackt, heute stand viel mehr ein wichtiger Termin für mein Aupairjahr auf der Tagesordnung:
Papa und ich sind um 6.45 Uhr nach Frankfurt gedüst, um mein Visum zu beantragen. Ein bisschen Bammel hatte ich schon im Vorfeld, hatte ich doch Angst, irgendein wichtiges Dokument zu Hause zu vergessen und damit den weiten Weg für nichts und wieder nichts bestritten zu haben.
Wir hatten großes Glück, die Straßen waren verhältnismäßig leer und es gab keine Staus auf der Autobahn. So kamen wir echt gut durch und waren um kurz vor zehn in Frankfurt, wo wir nach ein paar Minuten sogar einen Parkplatz in der Nähe der Botschaft fanden. Ich muss sagen, ich war ein bisschen enttäuscht. So spektakulär, wie ich mir das Gelände immer vorgestellt hatte, war es nämlich nicht. Es war eher unauffällig und ich habe auch keine patrouillierenden US-Soldaten mit Maschinengewehren gesehen. Wahrscheinlich ist mir aber auch einiges entgangen, denn in dem Moment, in dem ich von einem netten Mann in die Schlange für die "Nicht-Immigranten-Visa" gelotst wurde, rutschte mir das Herz in die Hose. Da musst du jetzt allein durch, dachte ich mir. Papa hatte mir zum Glück im Vorfeld viele Sachen erklärt und außerdem haben mir diverse Blogartikel zu dem Thema geholfen.
Ich musste mir erst eine Art Ticket am Schalter holen, dort wurden dann das erste Mal meine Unterlagen geprüft, dann wurde ich gebeten, zum Security-Check zu gehen. Ich bin natürlich erstmal falsch gelaufen wie immer, wenn man mir konkrete Anweisungen gibt ;) Papa war da zum Glück noch in der Nähe und hat mir gezeigt, wohin ich gehen musste. Der Security-Mann war sehr nett und bat mich, meine Taschen zu leeren, wollte dann aber nichts von meinem zerknüllten Taschentuch wissen, das einzige, was ich ihm aus meinen Taschen anbieten konnte ;). Aus diesem Grund konnte ich ohne Probleme weitergehen, diesmal ging es ins Innere der Botschaft und ich musste durch einen Körperscanner wie beim Flughafen gehen und meine Unterlagen und den Reisepass durchleuchten lassen. Danach habe ich das Gebäude gewechselt und konnte mir den nächsten Sicherheitscheck wieder sparen, da ich ja außer meiner Dokumente nichts dabei hatte. Eine Frau gab mir dann einen Zettel, auf dem stand, wie ich meine Dokumente zu ordnen hatte. Sie sagte mir dann, ich solle mich in eine Schlange stellen, woraufhin ich mich natürlich wieder mal falsch stellte - darauf hat sie mich zum Glück noch aufmerksam gemacht. Ich ordnete also meine Dokumente und ging dann zu einem Schalter, an dem ich meine Fingerabdrücke und die nötigen Dokumente einem sehr netten Mann übergab, der diese dann kontrollierte und mir währenddessen einige Fragen zum Aupairjob stellte. Die Dokumente und den Pass bekam ich als mit einem Gummi verschnürtes Päckchen zurück.
Ich musste dann noch zu einem anderen Schalter, dort wurden meine Fingerabdrücke noch einmal abgeglichen und kontrolliert und dann endlich ging es zu den Schaltern der Konsuln. Davor stand wieder eine lange Schlange. In der Zeit konnte ich mir den Saal mal etwas genauer anschauen. Er hatte ein ziemlich großes Glasdach und überall waren die Fahnen der US-Staaten aufgehängt. New York habe ich auch entdeckt :), außerdem gab es eine Art Kampagne, Poster, auf denen einige der schönsten Orte von allen möglichen Staaten abgebildet waren wie die Freiheitsstatur im Staat New York, die Skyline von Chicago, Illinois, Orange County in Kalifornien. Also ein echt schöner Raum.
Das eigentliche Interview war ganz kurz. Ich wurde gefragt, was ich in den USA vorhätte, dann wurde ich gefragt, wie viele Kinder ich zu betreuen hätte und wie alt ich sei. Das Interview endete mit einem enthusiastischen "Your visa is approved, have a great day" und so konnte ich die Botschaft wieder verlassen. Danach ging es für uns noch zu McDonalds und dann in die Heimat zurück. Alles in allem war es eine interessante Erfahrung und überhaupt nicht so schlimm, wie ich es erwartet hätte.
Jetzt fehlt im Grunde nur noch der internationale Führerschein, dann steht dem Aupairjahr nichts mehr im Wege.
Ich werde euch auf dem Laufenden halten :)
Eure Anna
Endlich habe ich eine Gastfamilie!
Donnerstag, 14.04.2016
Haltet euch fest: Ich habe endlich mit einer Familie gematcht! Nach fast vier zähen Monaten, nach 14 Familienanfragen und insgesamt 11 grundverschiedenen Skypegesprächen habe ich endlich die so lang ersehnte Mail mit der Betreffzeile: „Host Family Match Request!“ erhalten!
Die Familie kommt –wie von Susann schon zu Beginn des Aupair-Prozesses prophezeit- aus dem schönen und bekannten Staat New York. Ich werde also ab Juli zwei Kinder im Alter von vier und sieben Jahren hüten, einen Jungen namens Noah und seine kleine Schwester Stella. Leben werde ich in einer kleinen Vorstadt von New York namens North Bellmore. Die Matching-Anfrage kam relativ schnell und unerwartet. Ich hatte zu dem Zeitpunkt erst zwei Mal mit der Familie geskypt, sehr wenig im Gegensatz zu gewissen anderen Familien, die dann am Ende doch immer abgesagt haben! Ich hatte aber vom ersten Skypedate an ein sehr gutes Gefühl bei der Familie. Sie machten einen sehr netten Eindruck und ihr Wohnort hat mir natürlich auch imponiert – von dort bringt einen nämlich ein Zug in nur 40 Minuten mitten in das Herz von New York City, den Stadtteil Manhattan.
Es ist schon fast wie ein Traum, dass es jetzt tatsächlich New York geworden ist. Greta und ich als eingefleischte Gossip Girl-Fans planen natürlich schon jetzt unsere Tour über die Upper East Side. Denn: Fun Fact! Gretas Freundin Nele, die jetzt seit einigen Jahren hier in Deutschland lebt, jedoch ursprünglich aus New York kommt, hat früher tatsächlich nur wenige Meilen von meinem zukünftigen Wohnort entfernt gelebt! Deswegen werden Greta und Nele mich ziemlich sicher besuchen kommen. Überhaupt hoffe ich natürlich auf viele Besucher, jetzt, wo ich in Nähe einer der größten amerikanischen Städte komme!
Was ich auch super finde, ist, dass wir jetzt aupairtechnisch fast alle Küsten abgedeckt haben: Katharina den Westen mit ihrem Jahr im sonnigen Kalifornien, Susann den Süden mit ihrem geliebten tropischen Florida und ich den Norden mit meiner Erkundung des Allwetterstaats New York. Ja, das Wetter – ein weiterer Punkt, auf den ich sehr gespannt bin! New York ist ja bekannt für seine Blizzards – mal sehen, ob ich so einen mal miterleben werde.
Alles in allem bin ich „very excited“ und froh, dass es geklappt hat. Denn zwischendurch hatte ich so meine Zweifel, dass ich mein nächstes Jahr tatsächlich in den Staaten verbringen würde.
Um den Matching-Prozess zu resümieren: Er hatte definitiv seine Höhen und Tiefen, es gab ein paar Tränen und einige Wutanfälle, aber ich würde ihn nicht missen wollen (auch wenn ich in den letzten Wochen genervt war, wenn noch eine Interviewanfrage im Posteingang war, ich hatte zu dem Zeitpunkt einfach keine Lust auf und Nerven für weitere Interviews). Er hat mich definitiv weitergebracht und ich denke, ich werde in Zukunft noch davon profitieren. Trotzdem bin ich überglücklich (!), dass er jetzt ein Ende gefunden hat!
Im Übrigen freue ich mich, bald eine Rubrik über meinen Zielstaat zu erstellen, um euch die Ecke, in die ich komme, ein bisschen näher zu bringen.
Update: Ich habe eine Seite zu meinem zukünftigen Wohnort erstellt.
Bis dahin, lots of love and talk to you soon,
eure Anna :*
...oder einmal Arizona und zurück in die Realität
Mittwoch, 30.03.2016
Ja, die Gastfamiliensuche - einer der spannendsten, aber auch zähesten Schritte der Aupair-Bewerbung. Von Anfang an habe ich diesen Teil des Aupair-Werdens am meisten gefürchtet und doch voller Vorfreude erwartet. Beides war von Anfang an berechtigt, das kann ich euch sagen.
Um euch einen etwas detaillierteren Einblick in die „Matching-Phase“ zu geben, widme ich also meinen ersten Blog-Artikel genau dieser.
Meine erste Anfrage, die sich schon wenige Tage nach der Freischaltung meines Aupair-Rooms in meinem Posteingang befand, war bereits vielversprechend. Eine Familie aus Kalifornien, ganz in der Nähe von Katharinas ehemaliger Gastfamilie. Alles schien gut zu passen – letztendlich scheiterte das Ganze am Termin meiner Ausreise, da die Agentur fälschlicherweise Anfang Juli als meinen frühesten Ausreise-Zeitraum angegeben hatte, ich jedoch erst am 18.07. das Land verlassen werde. Da die Familie jedoch schon ein Aupair für Anfang Juli braucht, haben sie mir abgesagt.
Ungefähr eine Woche später fragte eine Familie mit einem autistischen Kind an, ihnen habe ich umgehend abgesagt, da ich in dem Bereich absolut keine Erfahrung vorzuweisen habe.
Die dritte Anfrage bekam ich aus Hidden Hills, einem vornehmen Stadtteil von Los Angeles, dessen Promirate nur vom Jahreseinkommen der einzelnen Familien übertroffen wird. Ein Filmproduzent und seine Frau suchten ein Aupair, das sehr ehrlich und open-minded mit seinen Jungs arbeiten würde. Begeistert war die Mutter, nachdem sie erfahren hatte, dass ich Latein in der Schule gelernt habe – ob ich ihren Jungen denn etwas beibringen könnte, worauf ich natürlich brav mit „yes“ antwortete, obwohl ich mir im Nachhinein sicher bin, dass da nicht viel bei rumgekommen wäre. Nach langem, langem Hin und Her, langen Emails und ebenso langen Skype-Gesprächen (außer dem Gespräch mit dem Vater, das dauerte tatsächlich nur vier Minuten) haben sie schlussendlich abgesagt – ich hätte noch nicht genug Fahrerfahrung, um mit den Jungs durch Los Angeles zu cruisen – fair enough, aber das hätten sie mir wirklich schon zwei Wochen früher sagen können.
Nach einer kurzen Schmollphase konnte ich mich dann über die nächste Familienanfrage freuen – eine Single-Mum aus San Francisco mit einer kleinen Tochter. Mal etwas anderes, dachte ich mir und ging interessiert in das Gespräch hinein. Etwas gequält berichtete ich dann hinterher Mama und Papa von den scheinbar eher chaotischen Zuständen in der Familie. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung, praktisch keine Privatsphäre. Die beiden haben mich dann zum Glück sofort von meiner Ich-werde-sonst-bestimmt-eh-keine-Familie-mehr-finden-Palme runtergebracht und ich habe abgesagt.
Eine Woche später folgte dann DIE Anfrage: Eine indisch-amerikanische Familie aus Arizona. Ich skypte zwei Tage später mit der Mutter und war sehr beeindruckt von ihrem Interesse an mir und meinem Leben. Sie schien auch beeindruckt von mir zu sein und organisierte sofort einen zweiten Termin. Einen Tag später skypte ich also mit ihrem Ehemann, der auch sehr nett war, auch wenn er einen geradezu klischeehaften indisch-englischen Akzent hatte, was das Verständnis nicht gerade erleichterte. Parallel zu der Familie bekam ich eine Anfrage von einer New Yorker Familie, mit denen ich am selben Tag skypte. Sehr weltoffen und amerikanisch-multikulturell mit zwei adoptierten Kindern aus Guatemala und Südkorea. Die Mutter war wirklich cool drauf. Da sie ebenfalls sehr interessiert schien, musste ich mich dann entscheiden – New York oder Arizona? Wobei ich nur von Arizona eine definitive Matching-Anfrage erhalten hatte. In der folgenden Nacht habe ich mich viel hin- und hergewälzt und mit meiner Familie letztendlich den Entschluss gefasst, Arizona zuzusagen – das resultierte vor allen Dingen aus einer Mail der Arizona-Mutter, in der sie mich über die Vorteile eines Lebens in Arizona und die Nachteile desselben in New York aufklärte. So viel Einsatz muss belohnt werden, dachten wir uns – ich sagte in New York ab und schickte die freudige Nachricht nach Arizona: Ich würde mich freuen, euer Aupair zu werden! Die Antwort hierauf fiel recht knapp aus: „Das ist eine erfreuliche Nachricht. Kann dir leider nicht mehr schreiben, da ich in einer Konferenz bin. Werde mich morgen melden.“ Recht verwundert wartete ich einen Tag lang – letztendlich fand ich zwei Tage später die Absage im Posteingang: Ihr Aupair hätte sich kurzfristig entschlossen, ihr Jahr zu verlängern, daher bräuchten sie kein Aupair mehr. Sorry, sorry, sorry. Von den vielen Sorrys, die in dieser Mail zu lesen waren, konnte ich mir leider auch nichts mehr kaufen. Und schon gar nicht die Gunst der New Yorker, denen ich schließlich zwei Tage vorher abgesagt hatte.
Nun sitze ich also hier- ärgerlicherweise ohne Gastfamilie und trotzdem ganz guter Dinge. Natürlich wäre es optimal gewesen, die Matching-Phase vor Beginn meiner Abiturklausurenphase abgeschlossen zu haben. Aber es hat eben nicht sollen sein.
Meine Familie hat mich nach der ganzen unerfreulichen Aktion schnell wieder aufgebaut und wir alle sind uns sicher: Da kommt noch was. Unser Motto: DUUUU kriegst noch was :D. Das Beste kommt schließlich zum Schluss. Mal sehen, was sich noch so ergibt- und wenn gar nichts mehr kommt? Dann muss ich mich damit abfinden und mein nächstes Lebensjahr anderweitig gestalten, zum Beispiel ein Studium beginnen. Mal sehen.
Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.
Danke fürs Lesen und alles Liebe,
eure Anna :)